BRand im Treppenhaus mit Feuerlöscher und Fluchtweg mit Brandschutzbeschichtung

Alles, was Sie über Brandschutzanstrich wissen müssen

Jährlich fallen in Deutschland rund 70.000 Gebäude Bränden zum Opfer. Brandschutzbeschichtung, konstruktiver Brandschutz und Brandschutzverkleidungen in öffentlichen Gebäuden, Bürogebäuden, Parkhäusern, Gebäuden der Land- und Forstwirtschaft usw. sind in Deutschland daher durch Normen und Richtlinien geregelt. Als Faustregel gilt: Je höher ein Gebäude, desto länger muss das Tragwerk den Flammen trotzen können. Im Brandfall sorgen Brandschutzanstriche dafür, dass Zeit zur Evakuierung von Mensch und Tier und zur Löschung geschaffen wird. Brandschutzbeschichtung verhindert für eine definierte Zeit die Überhitzung, Entzündung und Verlust der Tragfähigkeit von Bauteilen.

Diese Übersicht zum Thema Brandschutzanstrich versorgt Sie mit Wissenswertem zu Funktionsprinzip dämmschichtbildender Brandschutzanstriche, Gebäudeklassen nach Musterbauordnung, den Feuerwiderstandsklassen, welche Brandschutzbeschichtung trägt, sowie Baustoffklasssen. Zuletzt gibt es Infos zu Zulassung für Brandschutzlack und Hersteller für Brandschutzfarben.


So funktioniert dämmschichtbildender Brandschutzasntrich

Die sogenannte reaktive Brandschutzbeschichtung ist passiver Brandschutz, welcher als Dämmschichtbildner agiert, wenn Feuer ausbricht. Die Einwirkung von Hitze bewirkt, dass die Brandschutzfarbe eine mehrere Zentimeter dicke isolierende Schaumschicht bildet. Diesen passiven Brandschutz nennt man auch intumeszierende Brandschutzbeschichtung. Hierdurch sind Bauteile für eine definierte Dauer vor Entflammung geschützt.

Die Schmelztemperatur von Stahl liegt bei rund 500 °C. Zwar brennt Stahl nicht, verliert aber seine Stabilität und gefährdet somit seine Tragfähigkeit. Brandschutzanstriche beginnen ab ca. 200 °C aufzuschäumen und ihre Hitzeisolierung zu entfalten.

Der Brandschutz von Holz nimmt eine besondere Stellung ein. Feuerwiderstandsklassen (siehe unten), wie sie bei Beton und Stahl üblich sind,  kann man bei Holz im Grunde nicht anwenden, stattdessen kann man Holz von normalentflammbar auf schwerentflammbar aufwerten. Baustoffklasse B1 nach DIN 4102.


Gebäudeklassen nach Musterbauordnung gibt nötigen Brandschutzanstrich an

In Deutschland sind Brandschutzvorlagen in jeder LBO pro Bundesland individuell geregelt. Auch die Musterbauordnung sieht die Einteilung in Gebäudeklassen (GK) vor und dient als verallgemeinerter Orientierungsrahmen für die Bauordnungsgesetzgebung der Bundesländer.

Gebäudeklassen 1 bis 5 werden entsprechend der Höhe, der Größe und der Nutzungseinheit des Gebäudes eingeteilt. Es gilt: Je höher die Gebäudeklasse, desto höher der nötige Brandschutz. Die folgende Einteilung hilft bei der Einordnung von Gebäuden in den benötigten Brandschutz. Die Prädikate feuerhemmend, hoch feuerhemmend, feuerbeständig lassen sich anschließend in Feuerwiderstandsklassen übersetzen.

Gebäudeklassen

Feuerwiderstandsklasse von Bauteilen nach DIN 4102-2 und DIN EN 13501-2

Dank der deutschen DIN 4102-2 und der europäischen DIN EN 13501-2 sind benötigte Feuerwiderstandsklassen deutlich ersichtlich. Je nach Alter der Zulassung einer Brandschutzbeschichtung sind die Klassifizierungen beider DIN Normen auf Produktetiketten im Umlauf. Brandschutzanstriche sorgen dafür, dass beispielsweise ein F60 Bauteil Brand 60 Minuten standhält. Die folgende Übersicht macht die benötigte Feuerwiderstandsklasse deutlich:

Bauaufsichtliche AnforderungBrandschutzanstrich nach DIN 4102-2Brandschutzanstrich nach DIN 13501-2
feuerhemmend F 30R 30
hoch feuerhemmendF 60R 60
feuerbeständigF 90R 90

Die Darstellung ist eine Verallgemeinerung des benötigten Brandschutzanstrichs und dient als Einschätzungshilfe für Ihren vorbeugenden Brandschutz. Die deutschen Bauämter geben ebenfalls vor, welcher Brandschutz entsprechend der Gebäudeklasse benötigt wird. Wenden Sie sich für spezifische Beratung an Fachplaner und Brandschutz-zertifizierte Malerfirmen. Wir stehen Ihnen bei der Vermittlung von Brandschutzanstricharbeiten gerne zur Verfügung.

Baustoffklassen nach DIN 4102-1 und DIN EN 13501-1

Im Unterschied zur DIN 4102-1 mit 5 Klassifizierungen A1, A2, B1, B2, B3 sieht die DIN 13501-1 die Einteilung der Brandschutzklassen in 7 Kategorien vor. Hinzu kommt hier die Angabe zur Rauchentwicklung sowie brennendes Abtropfen/Abfallen. Die Gegenüberstellung schafft Ihnen eine Übersicht der benötigten Baustoffklassen:Baustoffklassen nach DIN 4102-1 und DIN EN 13501-1


Qualitätsrichtlinien zur Applikation vom Brandschutzanstrich vom Hersteller

Selbstverständlich sollte das Anbringen einer Brandschutzfarbe von professionell geschulte Fachleuten ausgeführt werden. Denn die benötigten Schichtdicken von Brandschutzlack müssen zunächst definiert und anschließend auch eingehalten werden. Schichtdicken unterscheiden sich nach Art des Untergrunds und verwendetem Produkt der Brandschutzfarbe. Zur Qualitätssicherung von getätigten Brandschutzanstrichen können Beschichtungsinspektoren eingesetzt werden. Generell muss Brandschutzbeschichtung die europäische Zulassung nach ETAG 018 Teil 2 besitzen. Zugelassene Brandschutzbeschichtungen sehen die vorgeschriebene Alterungsprüfung nach 2, 5 und 10 Jahren vor.

Hersteller von Brandschutz-Beschichtungen autorisieren Fachpersonal nach erfolgreich festgestellter Eignung. Wenn Sie sich sicher sein möchten, dass ein Unternehmen fachkundig geschult ist und über umfassende Kenntnisse in der Verarbeitung verfügt, fragen Sie nach dem entsprechenden Zertifikat, in dem die verwendete Brandschutzfarbe aufgeführt sein muss.

Brandschutzbeschichtung: Hersteller in Deutschland

Erstklassige Brandschutzbeschichtung ist meist jeweils für einen bestimmten Untergrund konzipiert. Es gibt auch Brandschutzbeschichtungen, die sich für mehrere Substrate eignen. Lacke für Papier, Karton, Textilien, die feuerhemmend sind, nennt man Flammschutz. Dieser hat nichts mit dem besprochenen intumeszierendem Brandschutz-Anstrich zu tun.

Die folgende Liste zeigt Ihnen auf, auf welche Produzenten von Brandschutzlack und Brandschutzbeschichtungshersteller Sie in Deutschland zurückgreifen können, wenn es um Brandschutz-Beschichtung im Sinne von baulichem Brandschutz durch Brandschutzanstriche (passiven Brandschutz) geht.

Brandschutzbeschichtung HerstellerFirmensitz DeutschlandBrandschutzanstrich Stahl/ Beton/Holz:
Sika Deutschland GmbHKornwestheimer Straße 103-107, 70439 StuttgartHolz, Beton, Stahl
Hempel Deutschland GmbHHindenburgdamm 60; 25421 PinnebergStahl
Rudolf Hensel GmbHLauenburger Landstraße 11, 21039 BörnsenStahl, Holz, Beton
G+H Isolierung GmbHIndustriestraße 19 A, 67063 LudwigshafenStahl, Holz, Beton
Flamro Brandschutz-Systeme GmbHAm Sportplatz 2, 56291 LeiningenStahl, Holz